Bei herrlichem Sommerwetter trafen sich über 130 Personen unter der grossen Linde in der Grafenau: bildxzug - Lernende mit ihren Eltern und Fachpersonen aus Wirtschaft, Politik und Bildung.
Nach einigen beschwingten Melodien des Bläserensemles löste der Geschäftsleiter Beat Gauderon das Rätsel. Vor dem Outdoor-Schachspiel sprach er über den Zusammenhang von Bildung und Schachspiel. «Das Schach gilt als das Königsspiel, in dem Strategie und Kombination gefragt sind, das Einheit von Theorie und Praxis verkörpert. Mit dem erfolgreichen Abschluss seid ihr schon alle Königinnen und Könige.», so begann er seine Rede, die an die jungen Berufsleute gerichtet war. «Bereits mit dem Lehrbeginn vor drei oder vier Jahren habt ihr euer Spiel eröffnet und während der Ausbildung die Figuren auf der Basis eurer eigenen Strategie entwickelt. Damit habt ihr die gleichen Ziele angestrebt wie das Schachspiel: mit Strategie, mutigen Entscheidungen und verschiedenen Kombinationen den Gegner einengen und besiegen!» Doch was gilt es wohl in der Berufsbildung zu besiegen? Das eigene Wissen schützen, auf die eigenen Stärken vertrauen, die möglichen Verluste wieder mit geschickten Zügen kompensieren, der Umgang mit kleinen Niederlagen, das sei im Schach wie auch im realen Leben, im Bildungsprozess anzustreben. Das Schach widerspiegle das Leben in seinen Gegensätzen von hell und dunkel, Erfolg und Niederlage, Hoffnung und Zweifel, so Gauderon weiter. Schliesslich sei jeder für sein eigenes Verhalten und Lernen verantwortlich, ob als Einzelspieler im Schach oder als Lernende im Lernprozess. Mit der Symbolik der verschiedenen Schachfiguren verglich Gauderon die Kompetenzen der jungen Erwachsenen: die Dame, die als die beweglichste Figur gelte und sehr agil handeln könne; der Springer, der nicht einfach gerade Wege ziehen kann, immer wieder auch Querzüge machen muss, dafür andere Figuren überspringen darf; der Läufer, der die Übersicht behalten kann und rasch die Diagonalen beherrscht. Alle Figuren haben ihren Charakter, so auch der Turm, der die Beharrlichkeit, den Schutz symbolisiert und Halt bietet. Schliesslich kam er auf den Bauern zu sprechen, von deren es insgesamt acht Figuren hat. Die Acht als magische Zahl, die für Gerechtigkeit, Harmonie, weises Handeln und die Balance zwischen Nehmen und Geben steht. «Sind dies nicht Eigenschaften, die im Leben zentral und speziell im Beruf gefragt sind?» stellt der Redner die Frage. So könne man auch einmal einen Bauern verlieren, um neue Wege zu entdecken. Mit jedem Zug würden sich neue Freiheiten der Entscheidung eröffnen. «Und was heisst dies nun für euch als junge Berufsleute? Strategie entwickeln, das Zentrum, das Wesentliche beherrschen, sein Selbstbewusstsein stärken, Mut haben und entscheiden. Im Wissen, dass jede Ursache seine Wirkung zeigt und Konsequenzen hat.» Doch nach einigen Minuten Rede blieb immer noch die Frage offen, was Schach mit Fussball zu tun hätte. Gauderon erklärt: «Bei den Recherchen bin ich auf einen Beitrag eines tschechischen Trainers gestossen, der sagt, dass Fussballer, die Schach spielen, auf dem Feld die bessere Übersicht hätten.»
Mit dem Schlusszitat des Schriftstellers Robert Scheu:
«Im Schach wie im Leben strauchelt sowohl derjenige, der ganz planlos herumirrt als auch derjenige, der allzu feste Vorsätze mitbringt und keinerlei Kompromisse macht.»
entlässt Gauderon die bildxzug Lernenden in die neue «Schachrunde» und dankt allen an der Ausbildung beteiligten Personen. Gedanken genug, beim reichhaltigen Apéro und dem lauwarmen Sommerabend weiter zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen – und dies speziell im Jubiläumsjahr «20-Jahre bildxzug – Lehre im Verbund».