Hier liegt Englisch voll im Trend

Bei bildxzug absolvieren seit einem Jahr sieben Lernende eine Lehre auf Englisch. Zeit für eine Zwischenbilanz für ein schweizweit einzigartiges Projekt.

Chantal Ochiai (Bild Stefan Kaiser)

Johan Duque de Estrada Boveda (Bild Stefan Kaiser)

«Englisch ist die wichtigste Sprache für die Kommunikation», sagt Johan Duque de Estrada Boveda. Eine von vielen positiven Erfahrungen, die der 16-Jährige zurzeit in seiner KV-Lehre macht. Eine Ausbildung beim Wirtschaftsberatungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) in Zug ist eigentlich schon anspruchsvoll genug. Doch damit nicht genug, Johan absolviert sein Pensum in Englisch. Auch alle Lektionen werden in dieser Fremdsprache abgehalten. Eine Herausforderung für den Jugendlichen aus Zug. Doch er ist überzeugt, dass sich dieser Aufwand lohnen wird. «Ich glaube, Sprachen zu erlernen, ist in Zeiten des Internets wichtiger denn je», sagt Johan. Vor allem Englisch zu beherrschen, ist heute ein wesentlicher Pluspunkt. «Bei PwC habe ich später vielleicht die Möglichkeit, ins Ausland zu wechseln.» Doch Johan plant schon weiter. Er will nach der Lehre noch mehr Sprachen lernen. Zunächst möchte er, der aus Kuba stammt, sein Spanisch aufbessern. Diese Sprache hat ihm immerhin seine Mutter mit in die Wiege gelegt.

Viele internationale Firmen

Auch die Zugerin Chantal Ochiai (20) hat sich für eine Lehre auf Englisch entschieden. «In Zug gibt es viele internationale Firmen, da muss man Englisch können», sagt sie. Ein halbes Jahr konnte sie bereits bei Roche in Rotkreuz arbeiten. Hier konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln. «Das war sehr spannend», sagt sie. Chantal lernt Informatikerin International mit Fachrichtung Applikationsentwicklung. Ziel ist es, selbstständig programmieren zu können. «Die Programmiersprache ist in Englisch», erzählt sie. Auch die gesamte Kommunikation mit Kollegen weltweit läuft in der Regel auf Englisch. Aufgewachsen ist Chantal auf den Philippinen. Ihre Muttersprache ist deshalb Tagalog und Englisch. Im Jahr 2012 besuchte sie dann für ein paar Monate in Florida die Highschool. Anschliessend zog die Familie in die Schweiz, wo Chantal ein Zwischenjahr absolvierte, um auch ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Chantal lebt mit ihrer Familie in Stans und pendelt jeden Tag nach Zug. «Das klappt perfekt», sagt sie.

Gute Erfahrungen gemacht

«Das Modell ist schweizweit einzigartig», sagt Cornelia Mathys (43), Leiterin Verbund bei bildxzug. Denn die Arbeit im Betrieb, in der Berufsfachschule und in den überbetrieblichen
Kursen ist in Englisch. 160 Firmen sind der Non-Profit-Organisation angeschlossen. Rund 120 Lernende bildet der Verbund derzeit gemeinsam aus. Sieben Lernende haben sich für eine Lehre auf Englisch entschieden. Vor zehn Jahren hat man in Zug mit dem Programm Business-Englisch Plus angefangen. Grund war der hohe Anteil an Firmen, die ihren Sitz aus dem Ausland nach Zug verlegt hatten. «Wir haben mehr Bewerber als Stellen», sagt Mathys. Daraus entstanden ist die internationale Lehre, die heute in den Fachgebieten KV und Informatik seit 2015 durchgeführt wird. Die Erfahrungen nach dem Start vor einem Jahr sind gemischt. «Die KV-Lehre läuft super, wir haben viel mehr Bewerber als Stellen, auch die Firmen haben die englische Ausbildung sehr gut aufgenommen», berichtet Mathys. Im IT-Bereich ist die Lehre etwas weniger gut angekommen. Dies, obwohl die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Absolventen im Anschluss mehr als nur gut sind. «Wer eine Informatikausbildung bei uns abschliesst, hat sofort danach einen Job», sagt Mathys. Die Lehre auf Englisch bietet zudem weitere Vorteile. «Die Lernenden sind motivierter», beobachtet Mathys. Grundvoraussetzung sei aber, dass sich Schüler im Vorfeld etwas auf die Lehre vorbereiten. Nur Schule reiche nicht aus, sagt Mathys. Viele Jugendliche haben deshalb einen Sprachaufenthalt im Ausland gemacht.

Positives Feedback der Firmen

Die Firmen äussern sich positiv. Zum Beispiel beim Zuger Rohstoffhändler Glencore, der im Kanton Zug rund 770 Mitarbeiter beschäftigt. «Wir sind sehr begeistert von der internationalen Lehre. Für uns ist dieses Angebot die perfekte Lösung, eine Lehrstelle anzubieten, weil alles auf Englisch ist und wir eine internationale Firma sind», sagt Sonja Nussbaumer, Human Resources beim Rohstoffkonzern Glencore. Die englische Sprache sei bereits im ersten Lehrjahr ausgereifter als vergleichsweise bei einer Person, welche die reguläre Ausbildung absolviert. Auch beim grössten Arbeitgeber in Zug, Roche, ist man begeistert. «Das Projekt Berufsbildung International (BBI) stellte für alle Beteiligten (überbetriebliches Kurszentrum, Berufsbildner, Lernende, Berufsfachschule) eine grosse Herausforderung dar», sagt Markus Kälin, Leiter Berufsbildung bei der Firma Roche Diagnostic in Rotkreuz. Einerseits waren alle Unterlagen (Lehrstoff, Aufgaben, Prüfungen) auf Englisch zu übersetzen, andererseits der Unterricht auch in Englisch zu führen. Die Integration der BBI-Lernenden mit den anderen Lernenden war gut sichtbar in den Projektarbeiten. «Da wurde auf Englisch und Deutsch kommuniziert und gefachsimpelt», erzählt Kälin. Auch alle anderen deutschsprachigen Lernenden konnten von den Internationalen profitieren, sei es sprachlich oder auch kulturell. «BBI ist eine Bereicherung in der Berufsbildungswelt», sagt Kälin.

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