Es folgen die Gesellenjahre

Die Lehrabschlussfeier 2015 des Lehrbetriebs bildxzug fand in Anlehnung an die historischen Gedenkfeiern im Gotischen Saal des Ratshauses Zug statt. Die 33 Lernenden und die zahlreich anwesenden Gäste wurden durch die mittelalterlichen Klänge und Lieder der Musikformation «Madina, das Spielweyb» zurückversetzt in die Zeit der Ritter, Burgen und Städte, in das mittelalterliche Zunftwesen mit ihren Handwerkskünsten, zurück zum Ursprung der praxisbezogenen Berufsbildung in der Schweiz.

Lehre – einst nur für die «Burschen»

«So wurden in der Zeit der Zünfte vorwiegend junge Burschen als Lehrlinge in die Ausbildung aufgenommen, die einer ehrwürdigen Bürgerfamilie entstammten...», berichtet der Geschäftsleiter Beat Gauderon und führt weiter aus: «…es war in den Anfängen auch nur den Männern vorbehalten, bei einem Meister das Handwerk zu erlernen. Die Väter mussten oftmals erst noch ein Lehrgeld dafür bezahlen!» Zum Glück sei es heute in dieser Hinsicht ganz anders und die Möglichkeiten der Berufsbildung für Mädchen und Knaben vielseitiger, so Gauderon. Betrachtet man die Lernziele und die Form der Ausbildungen, zeigt der Vergleich von damals zu heute ein vollkommen anderes Bild.

Einst wie heute: Werte haben Bestand

Geblieben aus der alten Zeit sind aber viele Wertvorstellungen und Verhaltensregeln, heute bekannt als die Selbst- und Sozialkompetenzen, die nach wie vor den Erfolg im Leben garantieren. So gehörte es zu den Regeln der Zünfte, sich beim Meister nicht allein das fachliche Wissen und die Handwerkskunst anzueignen, sondern sich im gemeinsamen Zusammenleben mit der Meisterfamilie in Disziplin und gesellschaftlichem Verhalten zu üben, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen und ehrliche Handwerks- oder Handelsgeschäfte zu betreiben.

Der Lehre folgt die Wanderschaft

Nach der Zeit beim Meister folgten für die jungen Berufsleute zwingend die Wander- und Gesellenjahre. «So nehmt die Chance wahr, nach diesem ersten Abschluss der beruflichen Grundbildung, auf Wanderschaft zu gehen, euer Wissen und eure Fähigkeiten mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen zu bereichern und das Ziel einer Meisterprüfung vor Augen zu halten!» empfiehlt Gauderon den Lernenden. «Tapferkeit, Treue und Festigkeit – mit diesen drei Rittertugenden – kombiniert mit den drei Wünschen zur Ehrlichkeit, zum Mut für Neues und Durchhaltewille in schwierigen Zeiten lassen wir euch ziehen hinaus in die Berufswelt – in der Hoffnung, dass ihr in der «Zunft zu bildxzug» das Handwerk erlernt und eure Persönlichkeit gestärkt habt!»

Es sei ein Privileg im Vergleich zum übrigen Europa eine fundierte Berufsbildung in der Kombination von Theorie und Praxis zu erhalten, so Gauderon. „Wir dürfen stolz sein auf unsere schweizerische Berufsbildungstradition und müssen alles unternehmen, dieses System der Lehre zu erhalten und zu stärken.“

Gesellenbrief und Schoggitaler

Mit dem bildxzug-Gesellenbrief, dem goldenen Schoggitaler und dem symbolischen Präsent eines Laptops in der Form eines Schlüsselanhängers schickt der Lehrbetriebsverbund ihre erfolgreichen «Frouen und Männer» als Gesellen auf die Wanderschaft. Bei einem ausgiebigen Apéro mit den Produkten der Bäckerszunft und einem edlen Tropfen aus der Zunft der Winzer gab es einen regen Gedankenaustausch unter den Gästen.