Die Berufslehre hat eine starke Integrationskraft

Die Zuger Wirtschaftskammer hat am 1. Juni 2023 einen wichtigen Anlass zum Thema «Berufslehre – Sackgasse oder perfektes Investment?» durchgeführt. Bildungsökonom Stefan Wolter sprach an diesem Abend Klartext: Die Berufslehre sei ein rentables Investment mit starker integrativer Wirkung, meinte er.

Dusan Milakovic und Laura Guggiari im Podiumsgespräch

Stefan Wolter im Referat

Dusan Milakovic, Laura Guggiari, Stefan Wolter, Karin Kofler

Rund 60 Personen wollten am ersten Juniabend bei warmen Temperaturen hören, was der Bildungsökonom und Verfasser des nationalen Bildungsberichts, Stefan Wolter, zur Zukunft der Berufslehre zu sagen hatte. Und der Leiter der Forschungsstelle Bildungsökonomie der Uni Bern enttäuschte das Publikum nicht. In einem effizienten kurzweiligen Referat zeichnete er die wesentlichen Einflussfaktoren auf. Im anschliessenden Podium, an dem auch der Leiter des Amtes für Berufsbildung, Dusan Milakovic und Laura Guggiari, Biogen International, teilnahmen, wurde die Debatte kontrovers vertieft.

Die Key Take aways:

  • Die Berufslehre hat eine starke Integrationskraft, weil sie die ganze Fähigkeitsspanne abdeckt. Also sowohl schulisch sehr gute SchülerInnen und eben auch jenen mit schlechteren Voraussetzungen zu Erfolg verhilft.
  • Lernende haben mehr sogenannten Grit – Power und Passion – als Gymnasiasten. Der Begriff ist abgeleitet vom gleichnamigen Buch von Angela Duckworth
  • Die Akademisierung ist Tatsache. So verhilft auch die Berufslehre sehr vielen zu tertiären Abschlüssen, was sich später positiv auswirkt, denn der Markt verlangt nach diesen Abschlüssen.
  • Die Renditen von Universitäts- und Fachhochschulabschlüssen sind in etwa gleich hoch. BerufslehrabsolventInnen mit Berufsmatura haben also die gleich guten Voraussetzungen im Arbeitsmarkt.

Die Erkenntnisse aus dem Panel:

  • Die im Kanton Zug vieldiskutierte Prüfung fürs Langgymnasium, die eingeführt werden soll, wird unterschiedlich betrachtet: Dusan Milakovic erhofft sich dadurch mehr Jugendliche in der Berufslehre. Für Wolter ist eine Gymiprüfung eher Mittel zur Chancengleichheit am Gymi, und nicht ein Lenkungsinstrument für die Lehre.
  • Die Jugendlichen wollen vor allem nicht mehr in Berufe, in denen man sich «die Hände schmutzig macht» (Dusan Milakovic)
  • Lehrbetriebe, die über Nachwuchsmangel klagen, müssen sich aktiver und origineller um Lernende bemühen.
  • Die Eltern sind bei der Berufswahl oft das grössere Problem als die Jugendlichen, weil sie ihre Kinder auf den gymnasialen Weg bringen wollen. Mehr Aufklärungsarbeit über die ökonomischen Fakten, wie sie Wolter aufzeigte, täte Not.

Zu den Foto-Impressionen vom Anlass.