Aus der Krise zum Erfolg?

Warum stellt sich diese Frage und was hat sie mit bildxzug zu tun? Ein Notstand im Angebot der Lehrstellen in den Dienstleistungsberufen führte vor zwanzig Jahren zu einem neuen Ausbildungsmodell der dualen Berufsbildung. Als Pionier startete der Kanton Zug das Projekt der «Lehre im Verbund» - ein Erfolgsmodell!

In diesem Jahr darf der Verein Zuger Berufsbildungs-Verbund, Trägerorganisation von bildxzug, bereits auf eine zwanzigjährige Geschichte zurückblicken. Ein markanter Lehrstellenmangel in den 90-er Jahren in der Schweiz und in der Region Zentralschweiz war der Grund, dass der Bund und die Branchenverbände nach Lösungsansätzen suchten, die zur Verbesserung der angespannten Situation auf dem Lehrstellenmarkt führten. Mit entsprechenden Lehrstellenbeschlüssen wurden 1996 die Mittel zur Finanzierung innovativer Projekte zur Verfügung gestellt und Akteure gesucht, die diese auch umsetzen konnten. Auch der Kanton Zug war gefordert, neue Wege zu suchen. So entstand das Ausbildungskonzept der «Lehre im Verbund» - kompetent, dynamisch, vernetzt - ein Erfolgsmodell?

Das Amt für Berufsbildung des Kantons Zug, damals unter der Leitung von Markus Knobel, analysierte in enger Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden die Situation. Es stellte unter anderem fest, dass viele Unternehmen nicht oder nur teilweise in der Lage waren, zusätzliche Lehrstellen anzubieten und Jugendliche in einem vollständigen Programm auszubilden. Die Idee, Unternehmen zusammenzuführen, die gemeinsam Lernende ausbilden können und wollen, lag auf der Hand. Auf dem Weg von der Projektidee bis zur Umsetzungsphase gab es jedoch noch viele offene Fragen zu beantworten, insbesondere Fragen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Finanzierung und der konkreten Umsetzung.

Mit grossem Engagement gingen die Berufsbildungsverantwortlichen im Kanton Zug daran, die verschiedenen Verbundlösungen zu initiieren, so auch das Konzept eines Grossverbunds unter der ersten Bezeichnung «Zuger Berufsbildungs-Verbund ZBV». Analog einer Betriebsgründung mussten verschiedene Vorarbeiten geleistet werden: es wurde eigens ein Verein gegründet mit dem Zweck der Berufsbildung im Verbund, die entsprechenden Statuten definiert, Finanzierungs- und Betriebskonzepte erstellt und Fragen zur Kommunikation und dem Marketing bearbeitet. Am 30. September 1998 war es soweit: der Trägerverein «Zuger Berufsbildungs-Verbund ZBV» wurde unter der Schirmherrschaft der Volkswirtschaftsdirektion mit Regierungsrat Robert Bisig und dem Amt für Berufsbildung mit Markus Knobel gegründet. Der damalige Generalsekretär Gianni Bomio, der die Vereinsgründung juristisch begleitet hat, erinnert sich gut daran: «Der Kanton Zug war einer der ersten, der solche Lehrverbünde angeboten hat. Er griff dabei auf das bewährte Modell der Zusammenarbeit der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand zurück (Private Public Parntership). In einem privaten Verein versammelten sich zahlreiche Firmen und Behörden und lancierten die Gründung eines Lehrverbundes (…)».

Mit der Lancierung des Verbunds war der Grundstein gelegt für ein Berufsbildungskonzept, das sich kontinuierlich in der Bildungslandschaft des Kantons Zug etablieren würde. Der Vorstand bestand vorerst aus Vertretern der Zuger Treuhändervereinigung, des Amts für Berufsbildung, des Handels- und Dienstleistungsverbands und des Kaufmännischen Vereins. Im Weiteren waren die beiden Berufsfachschulen Mitglied, so das Kaufmännische Bildungszentrum Zug (KBZ) und das Gewerblich-industrielle Bildungszentrum (GIBZ).

Vor dem eigentlichen Start des ersten Lehrgangs 1999 mussten noch viele operative Arbeiten erledigt werden. Mit dem grossen Einsatz aller Beteiligten gelang es, bis zum Sommer insgesamt 28 Lernende der Kaufmännischen Grundbildung und der Informatik unter Vertrag zu nehmen und zusammen mit diesen Pionieren die «Lehre im Verbund» am 12. August 1999 zu starten.

«Zeitgemässe Bildung im Netzwerk» war der Slogan auf der Titelseite der Imagebroschüre des ZBV, der bis heute seine Richtigkeit hat.  

Der Ablauf der «Lehre im Verbund» gliederte sich in zwei oder drei Phasen von Praxisausbildung, denen jeweils ein Schulblock von mehreren Monaten voranging. Durch diesen Wechsel von Schul- und Praxisphasen war es möglich, die Lernenden jeweils auf den nächsten Praxiseinsatz optimal vorzubereiten und im Rotationsmodell auszubilden. Das Programm richtete sich an begabte Jugendliche, die von der umfangreichen Schulbildung, mehrheitlich mit Berufsmaturität, und dem Einblick in drei bis vier verschiedene Unternehmenskulturen optimal profitieren konnten. Bereits von Anfang wurde das System einerseits durch die Beiträge von Bund und Kanton im Rahmen definierter Leistungsaufträge im Lehrstellenmarketing, andererseits durch Pauschalen der Mitgliedsfirmen finanziert. Mit dem Lehrbetriebsverbund ZBV gehörte der Kanton Zug zu den Trendsettern der Berufsbildung in der Schweiz.

Kontinuierlich entwickelte sich in den letzten zwanzig Jahren die Organisation zu einem Kompetenzzentrum in Fragen der Berufsbildung. Bereits ein Jahr nach dem Start des ersten Jahrgangs wurde ein weiteres Ausbildungsmodell umgesetzt, das Jugendlichen nach Abschluss der eidgenössischen Matura ermöglichte, eine verkürzte duale Berufsbildung zu absolvieren: das «way up plus» Modell im Bereich Informatik, das zu einem festen Bestandteil des Ausbildungsangebots wurde. Wenige Jahre später konnte dieses Angebot auch auf die Kaufmännische Grundbildung angewendet wurde. Mit dem Beginn der Lehre «Mediamatiker/in EFZ» im Sommer 2001 wurde das Programm des ZBV um eine weitere Innovation reicher. Der neue Beruf ermöglichte es, eine Kombination von kaufmännischen Tätigkeiten und Informatik zu verbinden, und so neue Schwerpunkte im Marketing und Webdesign zu setzen. Ein Berufsbild, das geradezu für den Verbund geschaffen wurde, da es kaum Unternehmen gab, die eine vollumfängliche Mediamatik-Ausbildung anbieten konnten. Umso wichtiger wurde der Auftritt des ZBV auf dem Lehrstellenmarkt des Kantons.

Es brauchte eine geraume Zeit und einen grossen Aufwand in der Öffentlichkeitsarbeit, bis das Modell bei den Zielgruppen der Jugendlichen und der Unternehmen ankam. Das mediale Interesse wuchs nach den ersten fünf Jahren Erfahrung mit teilweise starken Herausforderungen stetig an. Mit dem neuen Namen «bildxzug», dem neuen Logo und der neuen Website wurde eine neue Phase in der Kommunikation eingeläutet. Nach und nach wurde bildxzug in der Berufsbildung als einzigartiges und innovatives Ausbildungsmodell wahrgenommen und weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt.

Während den letzten Jahren wurde bildxzug mit neuen Reformen und Trends konfrontiert wie etwa die Einführung der «Neuen Kaufmännischen Grundbildung» oder die Modularisierung der Informatikausbildung. Neue Wege gehen, zusätzliche Angebote in der dualen Berufsbildung schaffen, die Bedürfnisse der Wirtschaft evaluieren – das waren stets die Motivationsfaktoren, um Innovationen im Kanton Zug voranzutreiben. Das wohl umfangreichste Projekt der letzten Jahre fand den Ursprung am Kick-off-Meeting im Januar 2007, in dem die Idee des «KV Business Englisch plus» den Partnern präsentiert wurde. Es ist ein Ausbildungsmodell, das einerseits den Lernenden zusätzliche Qualifikationen in der englischen Sprachkompetenz ermöglichte, andererseits den internationalen Unternehmen das Schweizer Bildungssystem, im Speziellen die duale Berufsbildung, näher bringen soll. Mit der erfolgreichen Zusammenarbeit der drei Lernorte Lehrbetrieb, Organisation der Arbeitswelt und Berufsfachschule sowie der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Konzepts gelang der Durchbruch zur international ausgerichteten «Lehre im Verbund», die im Rahmen eines kantonalen Projekts im November 2013 zusätzlichen Drive erhielt.

Dass mit der Stärkung der bestehenden Bereiche und der Weiterentwicklung diverser Projekte bildxzug kontinuierlich zu einem Kompetenzzentrum für Berufsbildungsfragen wurde, zeigte sich unter anderem bei der Übernahme des Impulsprogramms «Faszination Technik» der Zuger Wirtschaftskammer im Frühjahr 2012, in der Umsetzung des Mobilitätsprogramms «Austausch Finnland – Schweiz» ein Jahr später, in der  Beteiligung im Projekt «Berufsbildung International Zug» 2013 (Kaufmännische Grundbildung und Informatik) wie auch als Leader der betrieblichen Grundbildung innerhalb des Programms «The Hockey Academy», das in Zusammenarbeit mit der Organisation VINTO und dem EV Zug umgesetzt wurde. Die Mitwirkung in den Projekten, die Ausweitung des Ausbildungsangebots wie auch das stete Wachstum der Anzahl Lernenden erforderte zusätzliche Infrastruktur. Im Sommer 2014 bezog bildxzug zusammen mit andern Bildungsinstitutionen die neuen Geschäftsräumlichkeiten an der Landis + Gyr-Strasse 1 und waren Teil des «Haus der Bildung». Das Zusammenrücken von Bildungsinstitutionen und Wirtschaftsunternehmen wurde sicht- und spürbar, es entstanden aber auch Synergien in der Benutzung von Räumlichkeiten und der IT-Infrastruktur.

Der Verein Zuger Berufsbildungsverbund mit dem Lehrbetrieb bildxzug waren und sind bereit, die Herausforderungen der sich rasant veränderten Gesellschaft anzugehen. «Analog & Digital», «Berufsbildung 2030», «Crypto Valley», «Industrie 4.0», die Themen sind gesetzt, die nächsten 20 Jahre werden spannend.

«Solange die Wirtschaft zur Berufsbildung steht und der Staat die finanziellen Mittel aufbringt, die für sie nötig sind, solange kann bildxzug eine wichtige Rolle spielen.» lässt sich der Gründer Markus Knobel im Portrait der Publikation «bildxzug – Lehre im Verbund» zitieren (siehe Kasten!).

 

Im Rahmen des Jubiläums realisiert bildxzug eine Publikation zum Thema «bildxzug – Lehre im Verbund» - ein Erfolgsmodell. Mit diversen Beiträgen wird die Geschichte, die Entwicklung, das
Ausbildungsmodell und die wissenschaftliche Sichtweise thematisiert. Mit vielen persönlichen Aussagen von Personen illustriert bildxzug auf abwechslungsreiche Art und Weise die Erfahrungen, Eindrücke und Zukunftsperspektiven. Das Buch kann ab Oktober auf der Geschäftsstelle für einen Unkostenbeitrag bezogen werden. Kontaktadresse: info@remove-this.bildxzug.ch