Aber alles der Reihe nach. Ich erinnere mich gut daran, dass meine Eltern mit mir zum Berufsberater gingen. Dazu muss man wissen, dass ich zwei Jahre erfolglos am Untergymnasium in Immensee verbracht hatte und aufgrund ungenügender Noten im hohen Bogen aus dem Gymi geflogen bin. Besonders stolz darauf bin ich heute nicht wirklich, auch wenn ich meinen Weg anderweitig gefunden habe.
Meine Eltern haben beide ausserhalb der Schweiz studiert und kannten den Ausbildungsweg der Lehre nicht so gut. Umso besser war die Entscheidung meiner Eltern, mit mir zum Berufsberater zu gehen. Nach einigen Einstufungstests meinte der Berufsberater dann «Hast Du Dir schon überlegt, eine Lehre zu machen?». Er schlug mir vor, mich für einige Schnupperlehren zu bewerben. Gesagt, getan. Ich schnupperte als Hochbauzeichner, Informatiker und Kaufmann.
Nach besagten Schnupperlehren war mir klar, dass ich die Informatik Lehre machen wollte. Eine 4.0 (und somit meine eigene Faulheit) in Mathematik im Zeugnis machte mir da aber einen Strich durch die Rechnung. In den Sprachfächern sah es da etwas besser aus. Nicht dass ich bei den Sprachfächern damals weniger faul gewesen wäre, es lag mir in der Schule wohl mehr. Der Berufsberater empfahl mir, mich neben meinem Wunschberuf Informatiker parallel auch für KV Lehrstellen zu bewerben. Meine Eltern stellten dann auch sicher, dass ich das wirklich tat.
Nach einigen eher demotivierenden Bewerbungsrunden erhielt ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bei bildxzug. Das erste Gespräch verlief super. Nach einem weiteren Gespräch war es dann so weit: Ich durfte meinen Lehrvertrag unterschreiben.
Über Praxiseinsätze bei 3M (East) in Rotkreuz und BP (Switzerland) in Zug durchlief ich meine Lehre und hatte zunehmend Spass an IT-nahen Aufgaben. Nach bestandener LAP stand für mich fest, dass ich mehr lernen möchte im Bereich Informatik. Allerdings hatte ich meine KV-Lehre ohne Berufsmatura abgeschlossen und konnte somit nicht direkt an eine Fachhochschule gehen. Zur Freude meiner Eltern meldete ich mich zur Berufsmaturaschule an und absolvierte diese in den regulären 9 Monaten. Nach erfolgreichem Bestehen der Berufsmatura stand mir dann die weite Welt der Fachhochschulen offen. Allerdings war für mich schon klar, dass ich in die Richtung Informatik gehen möchte. Ich besuchte einige Infoanlässe an verschiedenen Fachhochschulen und entschied mich dann für den Studiengang Wirtschaftsinformatik an der FHNW in Olten. Das hiess gleichzeitig auch ausziehen bei meinen Eltern.
Danach folgten 3 Jahre Bachelor-Studium, in denen ich viel dazulernte und mir mit Nebenjobs etwas dazuverdiente. Als auch der Bachelor bestanden war, suchte ich mir eine Stelle und fing als Junior Consultant in der Finanzbranche an. Schnell stellte sich für mich heraus, dass ich es nicht beim Bachelor-Abschluss belassen wollte. Also meldete ich mich zusammen mit zwei ehemaligen Studienkollegen aus dem Bachelor-Studium für den Master-Studiengang Business Information Systems an und suchte mir einen Arbeitgeber, der mich im Teilzeitmodell arbeiten liess. Nach anstrengenden, aber auch coolen 2.5 Jahren konnte ich dann mein Master-Diplom in Empfang nehmen.
Während meinen Jobs nach dem Bachelor-Studium hatte ich zunehmend das Gefühl, dass ich trotz guter Leistung nicht wirklich vorankomme. Das frustrierte mich sehr. Also entschied ich mich, etwas Eigenes zu starten. Ich gründete eine Einzelunternehmung und konnte einen kleinen Beratungsauftrag an Land ziehen. Zuerst arbeitete ich neben meiner 80% Anstellung als selbständiger Berater, nach ca. 6 Monaten hatte ich genug zu tun, um meine Festanstellung zu kündigen und mich komplett selbständig über Wasser zu halten. Heute (1 Jahr später) bin ich sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Die verschiedenen Projekte und Auftraggeber bringen Abwechslung. Ich darf viele neue Leute kennenlernen und sammle wertvolle Erfahrung. Was ich genau mache, könnt ihr gerne auf meiner Website https://vondewitz.ch nachlesen. Der Blogbeitrag ist schon ziemlich lang geworden und ich möchte hier beim Thema bleiben.
Vielleicht fragen sich nun einige der Leser dieses Blogbeitrags, warum ich meinen Weg durch die Ausbildung so genau beschrieben habe. Mit meiner Geschichte möchte ich aufzeigen, dass eine solide Grundausbildung der Grundstein ist. Ich bin sehr dankbar, dass bildxzug mir damals eine Chance gegeben hat. Als Teenager hatte ich absolut keine Lust auf Schule, Lernen und Hausaufgaben. Durch die Lehre habe ich Spass daran gefunden und durch das durchlässige Bildungssystem der Schweiz konnte ich auch ohne abgeschlossenes Gymnasium bis zum Master studieren. Allen (angehenden) Lernenden und ihren mehr oder weniger besorgten Eltern möchte ich Mut für die Zukunft machen.